Bunter Strauß an Themen nach Ressortmeeting Equity & Debt

Bankenkrise, Basel IV, Sanktionen und ESG: Beim jährlichen Präsenzmeeting des Ressorts Equity und Debt stand ein bunter Strauß an Themen auf der Agenda.

 

Auch dieses Jahr begann das Ressorttreffen des Equity-&-Debt-Teams mit einem Blick auf die Fremdkapitalmärkte, die in den vergangenen Monaten durch die Zinserhöhungen der Zentralbanken sowie die jüngsten Turbulenzen im Bankenmarkt (Silicon Valley Bank, Credit Suisse) geprägt waren.

Wenngleich der Zugang für Unternehmen zum Anleihe- und Schuldscheinmarkt generell weiterhin gegeben ist, werden angesichts des – zum Teil branchenbedingt unsicheren – ökonomischen Umfelds Emissionen von Unternehmen mit einer guten Kreditwürdigkeit besser nachgefragt als diejenigen im Cross-over- und Non-Investmentgradebereich. Der Fokus des Marktes lag zuletzt unverändert auf Transaktionen mit Volumina zwischen 51 Millionen und 200 Millionen Euro und Laufzeiten von fünf und sieben Jahren. Hierbei machen mittlerweile Green und ESG-linked Schuldscheine mehr als ein Drittel des Marktvolumens aus.

Hinzukommt, dass die privat platzierten Papiere sich inzwischen auch bei internationalen Emittenten und Investoren sehr beliebt sind. Angesichts dessen und auch vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Bereich der Referenzzinssätze, zu der es Mitte dieses Jahres ein Update für unsere Mitglieder geben wird, regt das VDT-Ressort Equity & Debt eine Aktualisierung der vorgeschlagenen LMA-Musterdokumentation für Schuldscheindarlehen und des dazugehörigen Nutzerleitfadens an. Hierzu werden wir Gespräche mit anderen Marktteilnehmern führen.

Zudem könnte dem Schuldscheinmarkt noch Ungemach drohen: Neben den eingangs genannten Themen könnte die Entwicklung bei einem französischen Schuldscheinemittenten, wo Investoren vom Vorrang des lokalen Insolvenzrechts gegenüber dem für den Schuldschein relevanten deutschen Recht nachteilig betroffen waren, zu einer zurückhaltenderen Einstellung gegenüber französischen Emittenten führen.

 

Mögliche Auswirkungen von Basel IV

Auch die anfangs erwähnten Turbulenzen am Bankenmarkt hallen derzeit noch nach. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese die aktuell erfolgenden Abstimmungen zwischen den europäischen Gremien zur Umsetzung der Basel-IV Regelungen in Europa beeinflussen werden.

Je nach Ausgang dieser Beratungen können sich gerade für Firmenkunden derjenigen deutschen Kreditinstitute, die für Kunden vorteilhafte eigene Modelle für die Berechnung von Ausfallwahrscheinlichkeiten nutzen, die Preise für Eigenkapitalrelevante Geschäfte wie Barkredite, aber auch Derivate und Avale, erhöhen. Das Equity&Debt-Team wird diese Problematik und mögliche Finanzierungsalternativen für Unternehmen in seiner kommenden Präsenzveranstaltung „Road to Capital Market“ am 26. April ausführlich beleuchten.

Wir planen in diesem Zusammenhang auch, in den kommenden Monaten Vor- und Nachteile eines externen Kreditratings und das Instrument der Warenlagerfinanzierung für unsere Mitglieder aufzuarbeiten.

 

ESG ist allgegenwärtig

Ein weiteres Thema, das beim Ressorttreffen intensiv diskutiert wurde, waren die Entwicklungen in Sachen ESG-Reporting. Neben einer stärker zielgerichteten Bereitstellung von Kapital zur ESG-konformen Umgestaltung von bestehenden Prozessen wird die Integration von ESG-Risiken in eine weiter standardisierte Berichterstattung und Risikobewertung von Unternehmen das Treasury betreffen. Der Stand der Erfüllung von ESG-Kriterien durch das jeweilige Unternehmen wird zukünftig sicherlich ein fester Bestandteil von Banken- und Investorengesprächen werden. Hierzu trägt auch die Corporate Sustainability Reporting Directive bei, die ab 2025/26 den Kreis der Berichtspflichtigen Unternehmen deutlich erweitert. Hiernach werden alle Unternehmen die mindestens zwei der folgenden drei Merkmale erfüllen von der Berichtspflicht betroffen sein:

  • Mitarbeiter > 250
  • Bilanzsumme > 20 Millionen Euro
  • Nettoumsatzerlöse > 40 Millionen Euro.

Wir werden auch in den kommenden Monaten regelmäßig in Online-Events relevante Aspekte aus dem Bereich ESG für unsere Mitglieder aufbereiten. Darüber hinaus hat sich der VDT entschlossen, eine ressortübergreifende ESG-Arbeitsgruppe zu etablieren.

 

eWpG bietet zunächst keine wesentlichen Vorteile für Treasurer

Dementgegen hat nach Einschätzung des Ressortteams Equity & Debt das elektronische Wertpapiergesetz (eWpG) auf absehbare Zeit keine Auswirkungen auf die meisten Treasurys. Auch wenn es erste Blockchain-basierte Transaktionen gab, so wird die angestrebte Beschleunigung des Emissionsprozesses durch den Wegfall der Notwendigkeit einer physischen Urkunde zunächst keine wesentlichen Vorteile für Unternehmen bringen.

Schließlich hat sich das Ressortteam angesichts der zunehmenden Bedeutung von Sanktionen mit den hieraus möglicherweise für Treasurer entstehenden Problematiken beschäftigt. Hierzu gehört unter anderem die weitreichende, extraterritoriale Wirkung von US-Sanktionen, die sich auch auf Unternehmen auswirken können, die nur am deutschen Markt tätig sind – nämlich dann, wenn deren Bank von diesen Sanktionen betroffen sein könnte. Noch problematischer wird es für Treasurer, wenn Unternehmen von sich widersprechenden Sanktionsregimen betroffen sind.

Der bunte Strauß an Themen, die während des Ressortmeetings besprochen worden sind, war eine sehr gute Inspiration für das diesjährige Arbeitsprogramm des Ressorts Equity und Debt. Herausgekommen ist ein vielfältiges Paket, das in den unterschiedlichsten Formaten seinen Niederschlag finden wird. Seien Sie gespannt!

 

Abschließend bedanken wir uns bei den Referenten, die uns durch ihre Vorträge und im Gespräch wichtige Einblicke und Denkanstöße gegeben haben.