Risk-Ressortmeeting im Zeichen von ESG und EMIR

Das Jahresauftaktmeeting des Risk-Ressorts hat in Frankfurt stattgefunden. Nun steht fest: Nachhaltige und regulatorische Themen werden das Risk-Arbeitsprogramm dieses Jahr bestimmen und es soll mehr Transparenz zu den digitalen Trendtechnologien im Treasury geschaffen werden.

 

Von ESG über EMIR bis zu den Eckpunkten in diesem Jahr: Ein bunter Strauß an Themen stand beim Meeting des VDT-Ressorts Risk Management Anfang März auf der Agenda. Fitch, bei denen das Risk-Ressort zu Gast war, eröffnete den Tag mit einem Vortrag zum Thema „ESG-Rating – aktuelle Entwicklungen und relevante Faktoren, heute und in Zukunft“.

Kaum ein Unternehmen kann sich dem aktuellen Trend zu mehr Nachhaltigkeit verwehren. Das zeigt der Markt für ESG-Ratings, Marktdaten zu Finanzierungen belegen es. Bestand bis zur Coronakrise das Volumen am Kapitalmarkt fast ausschließlich aus Green Bonds, präsentiert sich inzwischen ein diversifizierteres Bild: Green, Social, Sustainability und Sustainability-linked Bonds sind heutzutage keine Ausnahme mehr – die Wachstumskurve zeigt steil nach oben.

In diesem Zusammenhang spielen neben den etablierten und auf die finanzielle Materialität ausgerichteten Credit Ratings auch ESG-Ratings eine Rolle. Die Marktteilnehmer – Corporates und Investoren – wünschen sich von diesen Bewertungen Objektivität, Glaubwürdigkeit, Transparenz und Unabhängigkeit. Aber zwischen den einzelnen Nachhaltigkeits- und Ratingagenturen gibt es noch keine Standards; die ESG-Ratings sind nur bedingt vergleichbar. Hier kommt dem Regulator eine entscheidende Rolle zu, Standards festzulegen und dadurch mehr Vertrauen und Verlässlichkeit bei den verschiedenen ESG-Ratings zu erreichen.

Eine Standardisierung des Reportings ist hierbei bei den Unternehmen unerlässlich. Hierfür ist es aber notwendig, bessere Daten zu generieren und zu erheben. Die regulatorischen Rahmenbedingungen wurden hier bereits gesetzt, jedoch ist die Umsetzung in der breiten Unternehmenspraxis noch Zukunftsmusik – und auch harte Arbeit.

 

Brennpunkt Regulierung: EMIR und MiFID II sorgen für Ungemach

Auch eine weitere Regulierung, die mit der Abkürzung EMIR schon lange bekannt und gefürchtet ist, beschäftigt derzeit nicht nur das Risk-Ressort, sondern auch viele deutsche Unternehmen. Denn die EU-Kommission plant bei der EMIR-Regulierung eine Kehrtwende. Unter anderem die Meldungen von gruppeninternen Geschäften und die Regelungen zur Definition der „Hedging-Ausnahme“ sind davon betroffen.

Wie eine Umfrage unter den Ressortmitgliedern des VDT ergeben hat, nimmt der überwiegende Teil der Befragten die Intragruppen-Reporting-Ausnahme derzeit in Anspruch. Eine Rolle rückwärts hätte also starke Auswirkungen auf diese Unternehmen – das entsprechende Reporting müsste oft (wieder) aufgebaut und nachgehalten werden oder die Firmen müssten Strategien entwickeln, wie solche meldepflichtigen internen Geschäfte künftig vermieden werden können. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, wehren sich die europäischen Treasurer-Verbände inklusive des VDT gegen diese geplanten EMIR-Änderungen der EU-Kommission.

Aber nicht nur beim Thema EMIR droht Ungemach. Im Hinblick auf MiFID II könnten die definierten Marktplätze perspektivisch neu betrachtet werden. Von den bisher angebotenen Ausgestaltungen ist die OTC-Plattform für den Treasurer der Standard. Ohne besondere Anforderungen oder Lizenzen ist zum Beispiel das Angebot von 360T sehr verbreitet. Die zweite Form der weitestgehend vermiedenen regulierten MTF-Plattform ist durch den Vorstoß der Regulatoren aktuell jedoch ins Blickfeld der Treasurer gerückt und wird mit Sorge betrachtet. Denn es könnte sein, dass es bald nur noch eine Plattform gibt – uns zwar die regulierte MTF-Plattform. Gegen eine solche Einschränkung gilt es aus Sicht des VDT die Stimme zu erheben.

 

Digitalisierung: Ernüchterung nach Euphorie

Aber nicht nur diese regulatorischen Themen wurden eindringlich besprochen. Bei dem Versuch einer Standortbestimmung zur Digitalisierung hat das Risk-Team ebenfalls intensiv diskutiert. „Laufen digitale Entwicklungen in den Corporate Treasurys im Verborgenen? Wer kann von bahnbrechenden Umsetzungen im Treasury berichten?“, mit diesen skeptischen Fragen eröffnete Carsten Linker, Leiter des VDT-Ressorts Risk Management, die Runde.

Nur selten sind in den vergangenen zwei Jahren revolutionäre Realisierungen, die für die Breite der Unternehmen ausgerollt wurden, bekannt geworden. Einigkeit bestand am Ende darüber, dass die zu Beginn teils als disruptive Entwicklung bezeichneten neuen Technologien bisher in ihrer Wirkung im Treasury maximal bestimmte Nischen gefüllt oder eine Pilot-Stellung eingenommen haben. Ein Arbeitskreis hat sich für 2023 vorgenommen, die großen Schlagwörter der Digitalisierung zu entmystifizieren und auf ihren Nutzen für die Treasury-Praxis herunterzubrechen.

Seien Sie gespannt, welche weiteren Arbeitskreise wir zu anderen Risk-Themen haben und in welchen (neuen) Formaten wir Ihnen unsere Ergebnisse in diesem Jahr präsentieren werden.