VDT blickt positiv in die Zukunft

Digitale Trends, innovative Projekte und neuartige Formate: Beim VDT Treasury Day stand neben der Mitgliederversammlung vor allem das Thema Digitalisierung im Fokus.

 

Der Verband Deutscher Treasurer e.V. (VDT) hat am 8. November 2023 zum Treasury Day inklusive der 26. Mitgliederversammlung in die Mainmetropole Frankfurt geladen. Insgesamt nahmen knapp 160 Mitglieder in den Räumlichkeiten der Deutsche Bank AG an dieser Veranstaltung teil. Der Tag stand ganz im Zeichen der Digitalisierung. Nachdem Prof. Dr. Heinrich Degenhart, Sprecher des VDT-Präsidiums, und Moritz Dörnemann, Leiter Risk Management Solutions – Firmenkunden DACH bei der Deutsche Bank AG, kurz das Publikum begrüßt hatten, stellten Vertreter des VDT Digital Innovation Boards digitale Trends und deren Relevanz für das Corporate Treasury vor.

Christian Aue, Vice President Corporate Finance & Treasury von Dürr Aktiengesellschaft, und Dr. Gerd Berghold, Head of Treasury Operations and Digital Treasury der Deutsche Bahn AG, füllten dabei Buzzwörter wie Process Mining, Blockchain und Artificial Intelligence (AI) mit Leben und zeigten beispielhafte Anwendungsfälle. So können Unternehmen beispielsweise künstliche Intelligenz im Rahmen eines unternehmensspezifischen und privaten ChatGPT beim Thema Anzahlungsgarantien und Bürgschaften nutzen oder mit Hilfe von offenen Schnittstellen (API) ein Fraud Monitor aufsetzen. Über eine Blockchain ist es möglich grenzüberschreitende Zahlungen in Echtzeit 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche auszuführen, was zu einer effizienteren Geldverwaltung führt. Mit Hilfe von Plattformen ist es heutzutage zudem schon möglich, Unterschriftenberechtigungen bei Banken zu ändern oder Bürgschaften digital abzuschließen.

 

Technik darf Treasurer nur unterstützen, nicht ersetzen

Eine Umfrage unter den anwesenden Mitgliedern zeigte, welche Kosten-Nutzen-Relevanz die verschiedenen digitalen Trends aus heutiger Sicht für das Treasury haben: Process Automation/RPA ist demnach am wichtigsten für die Treasurer in Deutschland, dicht gefolgt von Dashboarding, Process Mining und Large Language Model. Blockchain, AI und Plattformen liegen im Mittelfeld. E-Workflows und API bilden den Schluss.

Allerdings ist auch noch einmal deutlich geworden: Die Technik darf immer nur eine Unterstützung für den Treasurer sein und nicht den Menschen, der als Kontrollinstanz weiter zwingend notwendig ist, ersetzen.

Zudem besteht wie bei allen Innovationen noch viel Informationsbedarf. Der VDT hat sich zur Aufgabe gemacht, am Puls der Zeit zu sein, und seinen Mitgliedern den Nutzen und den Mehrwert der zuvor genannten digitalen Trends aufzuzeigen. Beispielsweise informiert der neu gegründete VDT-Arbeitskreis API Mitte November 2023 im Rahmen eines Online-Events zum Thema „API – die Zukunft der Bankkommunikation“ über Banken-APIs als zusätzliche Möglichkeit in der digitalen Kunde-Bank-Kommunikation.

 

VDT erreicht neuen Höchststand an Mitgliedern

Am Nachmittag des VDT Treasury Day folgte die 26. Mitgliederversammlung des VDT. Die Mitgliederzahl des Verbandes hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Mit knapp 1.700 Mitgliedern hat der VDT einen neuen Höchststand erreicht. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, wird der VDT ab 1. Januar 2024 eine weitere Art der Mitgliedschaft anbieten: die sogenannte FirmenmitgliedschaftPLUS. Diese soll mittelfristig die erweiterte Firmenmitgliedschaft ersetzen. In ihr können Unternehmen bis zu 10 Personen mit Treasury- und Treasury-nahen Funktionen melden.

Um das Angebot für die Mitglieder weiter ausbauen und den digitalen Trends folgen zu können, wird der VDT seine Mitgliedsbeiträge ab 2025 – seit 2016 erstmalig – erhöhen. Eine Einzelmitgliedschaft wird dann 420 Euro pro Jahr kosten, eine Firmenmitgliedschaft Basis 1.400 Euro und eine FirmenmitgliedschaftPLUS 1.950 Euro. Auch die Beiträge der Fördermitgliedschaften werden angepasst. Für bis zu drei Personen wird die Mitgliedschaft künftig 1.950 Euro kosten, für bis zu fünf Personen 2.600 Euro.

 

Das digitale Angebot des VDT wird erweitert

Die Digitalisierung spielt aber nicht nur im Treasury, sondern auch innerhalb des VDT eine wichtige Rolle. Bereits seit 2018 ist der VDT in den sozialen Medien präsent – mit Erfolg! Über 4.000 Follower steigern die Wahrnehmung des Verbandes und damit seine Relevanz. Im vergangenen Jahr hat der Verband seine Website einem Relaunch unterzogen. In diesem Jahr folgte der Launch der VDT-App, die Mitglieder seit kurzem sowohl im Play Store als auch im Apple Store herunterladen können. Neue Erklärvideos auf YouTube und der Anfang November gestartete VDT-Podcast „Treasury Talk! Der Podcast für Treasurer“ runden das Angebot ab.

Angesichts der Möglichkeit dieser (visionären) Investitionen in die Zukunft des Verbandes darf man die Vergangenheit als Basis für die Gegenwart und die Zukunft nicht vergessen. So wurden Rudolf Bräunig, Cornelia Hesse, Hans-Jörg Mast und Dr. Jochen Stich auf der diesjährigen Mitgliederversammlung für ihre langjährigen und fundamentalen Verdienste für den VDT geehrt und zu Ehrenmitgliedern des Verbandes ernannt. Der VDT dankt ihnen herzlich für ihr langjähriges Engagement und die tatkräftige ehrenamtliche Unterstützung.

 

Sigmar Gabriel auf Treasury Day über „Europa in unbequemen Zeiten“

Wie wichtig die Vergangenheit für die Gegenwart (und auch die Zukunft ist) zeigte auch Sigmar Gabriel, Bundesminister a. D., in seinem Vortrag zum Thema „Europa in unbequemen Zeiten“. So sagte er: „Geografie und Geschichte bestimmen den Blick der Völker auf die Gegenwart.“ Die verschiedenen Länder der Welt würden deshalb die Geschehnisse der Zeit – wie den Ukraine-Krieg, den Nah-Ost-Konflikt und die Europa-Osterweiterung – unterschiedlich sehen und bewerten.

Laut Sigmar Gabriel findet im Moment eine Auflösung der Weltordnung statt. Wir würden im Moment Zeitzeugen einer tektonischen Veränderung der Machtachsen. Europa habe dabei aber nur eine Zuschauerrolle. „Zeitenwende heißt aber, sich dieser Welt zuzuwenden. Wir müssen in diese Welt hineinschauen“, fordert der ehemalige Vizekanzler und Bundesaußenminister. Für Unternehmen bedeute das, dass das Navigieren in der Welt immer schwieriger werde. „Die klassische Haltung deutscher Unternehmen ,das funktioniert schon irgendwie‘ muss aufhören.“ Stattdessen sollte der Binnenmarkt gestärkt und Partnerschaften ausgebaut werden.

 

VDT-Mitglieder nominieren Projekt für EACT Award 2024

Wie wichtig es ist, sich weiterzuentwickeln und innovativ zu sein, zeigten am VDT Treasury Day auch die beiden digitalen Treasury-Projekte, die am Nachmittag im Fokus standen. Thomas Eibenstein, Group Treasury Manager der Döhler Group SE, und Kai-Uwe Kuestner, Head of Group Treasury des Herstellers von Lebensmittelzusatzstoffen aus Darmstadt, stellten einen automatisierten FX-Derivate-Prozess vor. Dominik Fiedler, Head of FX & Cash Management der Siemens Healthineers AG, präsentierte die Implementierung eines Treasury-Management-Systems als dritten Baustein des Transformationsprojekts „Treasury for Future“, mit dem der Medizintechnikhersteller aus München seit der Abspaltung von Siemens ein eigenständiges und digitales Treasury aufgebaut hat.

Die anwesenden Mitglieder stimmten anonym ab und kürten schließlich das Projekt der Döhler Group zum Gewinner. Der VDT wird es nun für den EACT Award 2024 nominieren. Bereits in diesem Jahr hatte der VDT ein Projekt von Merck für diese europäische Auszeichnung nominiert und das Pharmaunternehmen konnte sich gegen vier weitere Kandidaten durchsetzen und gewinnen.